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Der vogtländische Musikwinkel
Die Tradition der Musikinstrumentenherstellung
Es gibt heute fast keinen Besucher des Vogtlandes, der nicht einen Besuch im "Musikwinkel" einplant.
Die 350-jährige Kultur und Tradition des Musikinstrumentenbaus prägen das Image und die Historie dieser Region.
Zu den böhmischen Exulanten, die im 17. Jahrhundert aus Glaubensgründen aus ihrer Heimat emigrierten, gehörten auch Geigenmacher aus Graslitz. Sie ließen sich in Markneukirchen, Klingenthal und Schöneck nieder. Zwölf "ehrbare und kunstreiche" Geigenmacher aus Markneukirchen bekamen am 6. März 1677 für ihre Innungsartikel die kurfürstlich-sächsische Bestätigung und begründeten damit die erste Instrumentenbauerinnung in Deutschland. Dieses Jahr gilt somit als Geburtsstunde des vogtländischen Musikinstrumentenbaus.
Ausgehend von Markneukirchen brachte der Musikinstrumentenbau zahlreiche weitere Gewerbe des Produktionszweiges hervor und somit eroberte sich dieser Industriezweig neue Standorte im Gebiet zwischen Markneukirchen, Klingenthal, Erlbach, Schöneck, Adorf und Bad Brambach.
Nach 1850 erlangte die gesamte Musikinstrumentenherstellung weltweite Bedeutung.
Bald wurden auch die Fertigkeiten des Pfeifenmachens (Holzblasinstrumentenbau) und der Waldhornherstellung beherrscht.
Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konnte man in Markneukirchen sämtliche Orchesterinstrumente kaufen und es wurden alle Zubehörteile wie Saiten, Etuis, Bögen usw. in der Stadt gefertigt.
Es setzte ein starker Handel mit Musikinstrumenten ein. Die Stadt wurde zum Zentrum des deutschen Orchesterinstrumentenbaus und ein Begriff in der Musikwelt.
Klingenthal hat sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Standort der Mundharmonika- und Akkordeonfabrikation entwickelt.
Mit der Entwicklung des Streich- und Zupfinstrumentenbaus bildete sich Anfang des 18. Jahrhunderts der Zweig der Saitenmacher als eigenständiger Produktionsbereich im Musikinstrumentenbau heraus.
100 Jahre nach Bildung der ersten Geigenmacherinnung gründeten die Saitenmacher 1777 eine eigene Innung, ebenfalls die erste in Deutschland.
Auch alle anderen Bestandteile und notwendiges Zubehör für die im Musikwinkel gebauten Instrumente, wie Kinn- und Saitenhalter, Bogenfrösche, Mechaniken, Stege, Mundstücke, werden im Raum Markneukirchen hergestellt. Entsprechende Taschen und Etuis werden ebenfalls im Musikwinkel produziert.
Takt- und Trommelstöcke sowie die Herstellung des Orff'schen Instrumentariums mit allen Instrumenten für die musikalische Früherziehung, wie Cymbeln, Triangeln, Claves und Röhrentrommeln, ergänzen das Profil.
Kinder in ganz Europa erfreuen sich an Musikspielwaren, die vom Musikwinkel aus die Reise in viele Länder Europas antreten, wie zum Beispiel: Xylophone, Metallophone, Kinderklaviere, Flöten, Handtrommeln.
Klassische und moderne Percussionsinstrumente runden die Produktpalette ab.
Repräsentiert wird die Geschichte des vogtländischen Musikinstrumentenbaus im Musikinstrumentenmuseum Markneukirchen. Rund 3.000 Musikinstrumente werden in den Ausstellungsräumen gezeigt. Sie geben einen Überblick über den vogtländischen Instrumentenbau und werden durch eine Vielzahl von Instrumenten aus dem Fernen Osten, dem Orient, aus Afrika und Südamerika bereichert, die einen Einblick in fremde Musikkulturen geben.
Himmlischer Klang aus dem Vogtland
Hier offerieren etwa 115 Betriebe mit weit über 1.000 Beschäftigten den bedeutendsten Standort des Musikinstrumentenbaus in Europa. Bis auf wenige Ausnahmen wird das gesamte Orchesterinstrumentarium hergestellt, vertrieben und fachmännisch repariert. Die Entwicklung konzentriert sich auf einen leistungsfähigen Mittelstand, der auf allen Märkten der Welt hohes Ansehen erworben hat.
Die Verbindung von handwerklichem und industriellem Instrumentenbau mit Forschung und Lehre sichert eine hohe individuelle Anpassungsfähigkeit an die Wünsche der internationalen Kunden. Innovatives Leistungsvermögen begründet sich aus modernsten Entwicklungs- und Herstellungsmethoden. Die über 300-jährigen Erfahrungen vogtländischer Handwerks- und Meisterbetriebe werden im Musikwinkel nicht nur fortgeführt, sondern stetig entwickelt.
Musiker bedeutender Orchester und internationale Spitzensolisten nennen ein Instrument oder Violinbögen aus dem Musikwinkel ihr Eigen. Meisterinterpreten rund um den Globus, wie der Geiger Yehudi Menuhin (England), der Hornist Carlos Crespo (Uruguay), die Gitarren-Virtuosen Gertrud und Michael Tröster "Duo capriccioso"(Deutschland), die Musikerlegende Mungo Jerry (England) oder der Startrompeter Maurice André (Frankreich), schätzen die Präzision der Bögen sowie den edlen Klang und die außerordentlich gute Stimmung der Instrumente, beruhend auf der Kunstfertigkeit und handwerklichen Meisterhaftigkeit ihrer Hersteller.
Eine Orientierung in die Zukunft
Im traditionellen Handwerksbetrieb und in der Industrie werden alle historischen und modernen Techniken des Instrumentenbaus vermittelt. Die hierfür notwendigen theoretischen Grundlagen werden von den Lehrlingen an einer eigenen Berufsschule erworben.
Die Besten von ihnen können ihr Wissen nach Abschluss der Lehrausbildung an der Westsächsischen Hochschule mit ihrem Studiengang Musikinstrumentenbau in Markneukirchen vervollkommnen. Hier wird sowohl in geschichtlichen und künstlerisch-gestalterischen als auch in technischen und materialkundlichen Fächern unterrichtet. Das Studium beenden die zukünftigen Instrumentenbauer mit der Erlangung des Diploms.
Als wissenschaftlich-technischer Partner der Hersteller wirkt das Institut für Musikinstrumentenbau in Zwota, in dem, insbesondere im Hinblick auf die Qualitätsansprüche im Musikwinkel, an der Optimierung technischer und klanglicher Aspekte geforscht wird.
Der Instrumentalwettbewerb und die Gitarrenakademie Markneukirchen, der Akkordeonwettbewerb Klingenthal und der Meisterkurs für Gitarre in Erlbach, alle mit internationaler Beteiligung, verdeutlichen den Gedanken der Förderung junger Künstler. Dabei gibt es auf den begleitenden Fachtagungen, in Diskussionsrunden und bei Werkstattbesuchen einen regen Austausch zwischen den Musikern, dem fachkundigen Publikum und den Instrumentenbauern.
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