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Im Wohnheim für minderjährige Ausländer in Rodewisch ist Leben eingezogen
Start in einen neuen Alltag: Flüchtlinge kümmern sich um alles selbst
Einem den man es nicht sagt, der glaubt ein Lehrlingswohnheim oder eine Jugendherberge zu betreten. Im Treppenaufgang hängt eine Pinnwand mit Fotos von geselligen Runden, es gibt einen Reinigungsplan und junge Menschen in den Fluren. Die einen hören Musik, andere Lesen oder sitzen zusammen und erzählen.
Im ehemaligen Internat des Beruflichen Schulzentrums Rodewisch, das seit Mitte Oktober Unterkunft für unbegleitete minderjährige Ausländer ist, ist wieder Leben eingezogen. 20 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren aus Afghanistan, Syrien, Somalia und Pakistan sind hier untergebracht und betrachten das Wohnheim schon ein wenig als ihr neues Zuhause. Denn viele von ihnen haben ihr echtes Zuhause verlassen, besser gesagt, verlassen müssen.
Beigeordnete Anneliese Ring erinnerte an die im Eiltempo zu treffende Entscheidung und bedankte sich beim BSZ, der Stadt Rodewisch für das Verständnis und die Unterstützung und bei der kreisliche SBW für die Zusage zur Betreibung.
Vielleicht sind es nur die wenigen Worte, die sie vorerst in Deutsch sprechen können. Doch "Perspektivlosigkeit" und "null Chance" sind am häufigsten zu hören, wenn die Teenager von ihrer verlassenen Heimat, deren Städte nahezu alle von Krieg und Zerstörung gekennzeichnet sind, sprechen. "Ihr Interesse Deutsch zu lernen ist jedenfalls groß." bescheinigt Christine Eichbaum ihren Schützlingen. Täglich sitzen sie fünf Unterrichtsstunden über Bücher und Schreibblock und büffeln Deutsch, im Kurs den die Volkshochschule direkt im Internat anbietet. Ein zweiter Kurs beginnt noch im November, berichten Annett Weidner die Geschäftsführerin SBW Vogtlandkreis gemeinnützigen GmbH und die Wohnheimleiterin Linda Seifert. Sie haben die Betreuung der minderjährigen Ausländer übernommen, die hier ohne Begleitung ihrer Eltern im Vogtland ankommen.
Neben dem Lernen, organisieren die Jugendlichen zusammen mit den Betreuern ihren Alltag nahezu selbst. Am Abend wird gemeinsam gekocht und eine warme Mahlzeit zubereitet, weil das in den Ländern so üblich ist, sagt die Wohnheimleiterin. Toiletten und Zimmer reinigen sie ebenso selbst wie ihre Wäsche, auch wenn dafür ein straffer Plan her muss, schließlich will ja alles erst einmal gelernt sein. Für die Freizeit, die sie gerne mit Fußball oder Volleyball verbringen, braucht es noch einige Beschäftigungsmöglichkeiten zusätzlich, die man schrittweise anschaffen will. Zurzeit gibt es im Heim neben einigen Brettspielen nicht viel, so Annett Weidner. Vielleicht haben auch Vereine, Jugendeinrichtungen und Privatpersonen Lust und Interesse mit den Jugendlichen Zeit zu verbringen. Sie können sich im Wohnheim melden, ergänzt die Wohnheimleiterin. Für das Wochenende hat sich bereits eine Familie angemeldet, die mit den Jungs einen Spielnachmittag veranstalten wollen.
Wissenswert:
Die kreisliche SBW ist tätig in der Alten- und Behindertenpflege in Jößnitz und Kauschwitz. Die Betreibung des Internates ist Neuland. Die erforderliche Betriebserlaubnis ist auf 24 Plätze ausgelegt. Damit werden zwei Etagen bewohnt.
Drei syrische Mitarbeiter hat die SBW vermittelt über das Jobcenter anstellen können. Sie sind unverzichtbar für die Betreuung. Im Übergang hat das LRA neun Mitarbeiter befristet abgestellt. In Kauschwitz plant die SBW eine Erweiterung für 15 traumatisierte Jugendliche mit besonderem Betreuungsbedarf. In Rodewisch betreibt die Diakonie noch eine weitere Einrichtung mit 15 Jugendlichen.
Plauen, 19. November 2015
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