Sprachförderung
durch Vorlesen - Ist das möglich?
Schon
längere Zeit beschäftigt man sich mit der Entwicklung und Förderung der
kindlichen Sprache in Verbindung mit Vorlesegesprächen. Vorlesen - insbesondere
das dialogische Lesen - bietet
vielseitige Möglichkeiten, die Kinder in ihrer sprachlichen Entwicklung zu
fördern.
Vorlesen
bedeutet immer Vorleser und Zuhörer, Sender und Empfänger, Input und Output,
Frage und Antwort, Geschichte und eigene Lebenswelt. Vorlesen verlangt nach
einem Gegenüber, nach einem gemeinsamen Dialog, wie auch immer sich die Rollen
verteilen sollten. Vorlesen ist immer ein gemeinsames Gespräch auf der Basis
eines Buches oder einer Geschichte als Medium, aber mit vielfältigen
Möglichkeiten der Entwicklung.
Dialoge
und Gespräche mit den Kindern stehen im Mittelpunkt und intensivieren so das
Sprachhandeln.
Bilderbücher stellen
Kindern genügend Stoff zur Verfügung, der über die einfache
Wortschatzerweiterung hinausgeht: Kinder werden von Bilderbüchern zu
differenzierten Beschreibungen angeregt, geben Erklärungen zur Handlung des
Buches ab und werden zu sprachlichen Reflexionen des Gehörten motiviert.
Assoziationen aus ihrer eigenen Lebenswelt tauchen auf und werden
versprachlicht. Wichtig ist, dass die Kinder aktiv am Geschehen teilnehmen, dass
sie sich als erzählende und steuernde Personen erleben, dass sie jeden Gedanken
als wertvoll erachten, ausgesprochen zu werden und dass ihre Meinung immer
gefragt ist – ohne Wertung und offensichtliche Korrektur.
Je nach Alter und
Entwicklungsstufe des Kindes und abhängig vom Inhalt des Buches können diese
Prozesse sehr unterschiedlich und variationsreich
ablaufen.
Das gemeinsame
Anschauen von Bilderbüchern und Besprechen von Gelesenem, Gesehenen und
Gedachtem fördern also nicht nur die Sprache, das Sprechen, sondern auch soziale
und emotionale Kompetenzen sowie die Kreativität und Sinneswahrnehmung von
Kindern. Die Förderung des späteren Leseinteresses wird beeinflusst ebenso wie
das Schreiben- und Lesenlernen.
Dabei
kann das pädagogische Umfeld in Kindertageseinrichtungen in besonderer Weise auf
die Sprachkompetenzen und Literacy fördern, um allen Kindern die gleichen
Entwicklungschancen zu ermöglichen, auch Kindern, in deren Familien nur wenige
Anregungen in dieser Hinsicht gegeben werden.
Mit den Büchern, die
wir entsprechend einer Analyse des Deutschen Jugendinstituts e.V., nach dem Programm „Bremer Bücher Kita“
und anderer Empfehlungen zusammengestellt haben, möchten wir Ihnen methodisches
Material zur Verfügung stellen, welches Sie zum Vorlesen nutzen und in der
Praxis testen können, in welcher Weise es Sprache und Sprechen fördern
kann.
Vielleicht ist Ihnen
auch manches Buch bereits bekannt - schauen Sie einfach in das Inhaltsverzeichnis
zum
„Bücherrucksack“ oder leihen
Sie ihn sich einmal aus.
Ihr
Gesundheitsamt Vogtlandkreis
Quellen:
Deutsche
Jugendinstitut e.V.(Hrsg.):
Sprachliche Förderung durch Vorlesen. Dokumentation und Analyse
gesprächszentrierter Vorlesesituationen mit Bilderbüchern mit spezifischem
Sprachförderpotenzial. Michaela Seidl. 2008
Karoline
Kraus: Dialogisches Lesen - neue Wege der
Sprachförderung in Kindergarten und Familie?. Kindergartenpädagogik
- Online-Handbuch. Martin R. Textor (Hrsg.). http://www.kindergartenpaedagogik.de/1892.html
abgerufen
4.6.15
Susanna
Roux (Hrsg.): PISA und die Folgen: Sprache und
Sprachförderung im Kindergarten. Landau: Verlag Empirische Pädagogik
2005, S. 109-129.